Interview: „Schreiben ist das Gegenteil …“

Dem Romanautor Tomas Blum wird Atmosphäre und Tiefgang bescheinigt. Er wollte zur 5. SuedLese nach Harburg kommen. Wegen der Corona-Krise liest er aus dem Homeoffice. Sonja Alphonso hatte vorab mit ihm gesprochen.

Sonja Alphonso interviewte mich für TIEFGANG, das Kulturfeuilleton des Hamburger Südens. Hier könnt ihr einen Auszug des Interviews nachlesen. Den kompletten Text gibt’s auf: sued-kultur.de

TG: Du hast Literatur studiert und auch als Autor und Ghostwriter Geld verdient, allerdings in Wirtschaft und Politik. Erst nach einem Unfall hast du dich wieder auf das literarische Schreiben besonnen. Bedeutet das, dieses Ereignis hat dich quasi zur Besinnung gebracht?

Tomas Blum:  Ja. Es gab noch ein weiteres Ereignis: der Tod eines Schulfreundes. Mir wurde dabei klar, dass man Entscheidungen für die Zukunft nicht erst in der Zukunft treffen sollte. Ich habe ja mit dem Schreiben nie aufgehört, es jedoch immer nur für die Schublade getan.

„Es gibt sehr wohl ein richtiges Leben im Falschen. Es liegt im Vertrauen.“

Tomas Blum

TG: Schreiben genießt einen sehr hohen Stellenwert in deinem Leben und gehört für dich zu deinen Lieblingsbeschäftigungen. Kannst du den Zustand beschreiben, in dem du dann bist?

Tomas Blum:  Das ist ein Zustand ganz großer Klarheit. Es ist so, als könnte ich nur noch die Wahrheit denken. Alles, was dann beim Denken passiert, ist richtig. Manche würden vielleicht das Bild verwenden, Schreiben sei wie eine Droge, aber Schreiben ist das Gegenteil. Es ist innere Klarheit und Offenheit.

TG: Deinen eigenen Worten zufolge bewähren sich die Hauptfiguren in deinen Romanen und Stücken durch ihr Vertrauen, obwohl ihre Umgebung nicht vertrauenswürdig ist. Was ist damit gemeint?

Tomas Blum: Das ist DAS Ding im Leben, glaube ich. Neulich diskutierte ich mit einem Freund den Satz Adornos, es gebe kein richtiges Leben im falschen. Aber das stimmt nicht. Man sollte, wo immer es geht, das richtige Leben anstreben. Es herstellen. Das bedeutet Vertrauen. Davon ausgehen, dass ich in der richtigen Zeit am rechten Ort bin und innerhalb meiner Möglichkeiten handeln kann.

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